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Panther

Ich bin nicht Rilke, doch du bist mein Panther.
Wir sind Frau und Mann, wir schauen uns
an. Hier könnt’ die Geschichte schon enden …
Niemand kann messen, was dein Blick mir
verrät. Es ist wie mit Wolken – schwimmend im
Ozean fliegen. Begehrlich still sein und schwerverletzt
kämpfen. Ein schmelzender Ausbruch
im glühenden Eismeer. Als sich die Wimpern
betörend senken, wissen wir beide ...

 


Der BMW begleitet uns träge durch die erleuchtete
Nacht. Verloren im schwebenden
Nachhall des Augenblicks, genießen wir leichte
Worte hinter schwerer Erkenntnis. Am Ziel
angelangt, legt sich dein Arm lässig um meine
Schultern. Schüchtern sucht meine Hand den
Weg zu deiner warmen Hüfte. Verwirrt atme
ich den klirrend-kalten Lufthauch des Mondes
ein. Der Frühling klopft unter meinen Rippen
bedeutsam an. Im Fahrstuhl vermischt er sich
mit deinem Duft – sinnlich und frisch. Zurück 

in der Wohnung, sortiere ich meine Gefühle
im Badezimmer. Der Spiegel wirft mir diesen
einen Blick zu. Genau den Blick, den du mir
im Fahrzeug geschenkt hast. Mit erhobenem
Kinn schreite ich in den Raum wie auf Wolken.
»Fühle dich wie zu Hause«, raunt deine Stimme
mir zu. In ihr könnte ich buchstäblich baden.
Abends will ich mich wie ein Kokon zusammenrollen
und von dir dabei einen Text vorgelesen
bekommen – bis mich die Wehen der
Nacht einholen.
Geschmeidig schreiten wir aufeinander
zu. Mein Kopf versinkt an deiner Brust. Zwei
Körper, die sich mit der Bedeutung aneinanderschmiegen
und einatmen, die ihre Augen
vorher verraten haben. Dein Kopf senkt sich
langsam – sanft trennen wir uns.
Obwohl du so lange auf diesen Moment gewartet
hast, lässt du dir Zeit. Unsagbar sanft fährst
du meine langen Haare entlang, zeichnest ein Gedicht
auf meine Wangen und neckst mein eigensinniges
Kinn bis zur Glut. Unendlich zärtlich
finden sich unsere Lippen. Sie musizieren in fordernder
Stärke. Beider Herzklopfen springt lauthals
durchs Zimmer. Wir werden zu Panthern.
Auf der sinnlichen Jagd nach der Ewigkeit …

​

​

Sein Blick ist im Vorübergehen des Wartens
hungrig geworden – bis ihn nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Küsse bräuchte und
hinter diesen Küssen einzig ihre Welt.
Der weiche Sog geschmeidig starker Lust,
der sich im Zeitkuss dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Spur, in
der – verliebt – ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich ganz lautlos auf.
Erinnerung kehrt ein, und hört durch den
Verlust in Stille
– niemals auf zu sein.

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